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Ess-Störungen: Immer mehr junge Menschen krank

Köln (dpa) - Immer mehr junge Menschen erkranken nach Einschätzung von Ernährungsexperten an Essstörungen. "Weil die Außenreize durch zu schlanke Prominente weiter zunehmen, wollen junge Menschen zunehmend genauso aussehen", sagte der Sprecher der Aachener Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik, Sven-David Müller. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass oft Menschen zum Maßstab gemacht würden, die es unter natürlichen Bedingungen so gar nicht gebe. Unterscheiden müsse man zwischen zwei Formen von Essstörungen: der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und der Magersucht (Anorexia nervosa). "Magersüchtige sind in der Regel besser zu erkennen, weil sie sehr dünn sind. Bei Bulimie-Erkrankten liegt das Gewischt zwischen dünn, durchaus normal bis leicht übergewichtig", sagte Müller. An Magersucht litten nach Schätzungen in Deutschland rund 100.000 Frauen zwischen 15 und 35 Jahren, an Ess-Brech-Sucht rund 600.000, sagte Müller. "Das Hauptmanifestationsalter für Magersucht liegt bei 14 Jahren." Fünf Prozent aller Erkrankten seien aber schon jünger als zwölf Jahre. Wie viele Menschen in Deutschland insgesamt betroffen sind ist laut Müller ungewiss. "Es gibt keine exakten Gesamtzahlen." Die Zahl der erkrankten Männer liege etwa bei 10 bis 20 Prozent der insgesamt Betroffenen. "Männer mit Essstörungen werden in der Regel nicht diagnostiziert", sagte der Diätassistent. "Wer kommt schon bei einem schlanken Mann auf die Idee, dass er sich auf ein Schönheitsideal runterhungert und dadurch eine Essstörung bekommt." Essstörungen können nach Angaben von Müller verschiedene Ursachen haben. "Gründe sind nicht nur Außenreize, sondern auch eine falsche Selbstwahrnehmung oder sexuelle Übergriffe von Erwachsenen", sagte der Experte. Besonders wichtig bei Bulimie und Magersucht seien möglichst schnelle Diagnosen. "Bis zu 15 Prozent der Magersüchtigen sterben an den Folgen ihrer Krankheit. Nur 25 Prozent der Essgestörten sind zwanzig Jahre nach Beginn der Krankheit geheilt." Wichtig sei, dass die Familie bei den ersten Anzeichen reagiere und Hilfe suche. "Im Vordergrund einer Behandlung muss die Lösung des zu Grunde liegenden Konflikts im Rahmen einer Psychotherapie stehen", sagte Müller. Bei einer ernährungsmedizinischen Therapie müsse aber auch ein normales Essverhalten wiedererlernt werden.

Quelle: Netdoktor.de vom 28.10.2002

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