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Psychotherapeuten sehen Drei-Klassen-Medizin

Frankfurt/Main (dpa) - Zweieinhalb Jahre nach in Kraft treten des Psychotherapeuten-Gesetzes gibt es nach Ansicht des Deutschen Dachverbandes für Psychotherapie (DVP) eine Drei-Klasse-Medizin. So bekämen Privatpatienten sofort einen Therapieplatz bei einem Psychotherapeuten. Versicherte von Ersatzkassen müssten dagegen ein halbes Jahr warten, Mitglieder von Primärkassen wie der AOK bis zu einem Jahr, sagte Ulrich Sollmann vom Vorstand des DVP am Freitag in Frankfurt. Grund dafür seien ein Mangel an zugelassenen Therapeuten und die geringen Honorare der Kassen. Daher werde der Beruf des Psychotherapeuten auch immer unattraktiver, warnte die Präsidentin des Europäischen Verbandes für Psychotherapie, Cornelia Krause- Girth. "Auf Dauer droht ein Versorgungsnotstand", sagte die Professorin für Sozialpsychiatrie an der Fachhochschule Frankfurt. Der Mangel an zugelassenen Psychotherapeuten sei von dem 1999 in Kraft getretenen Psychotherapeutengesetz verursacht worden, kritisierte der DVP. Das Gesetz legt fest, dass nur Diplom-Psychologen oder Mediziner nach einer entsprechenden Zusatzausbildung als Psychotherapeuten zugelassen werden dürfen. Nach Angaben des DVP gab es aber vor dem Gesetz viele Psychotherapeuten, die vor der Zusatzausbildung beispielsweise Theologie, Soziologie oder Sozialpädagogik studiert hätten. Sie seien genauso qualifiziert, würden aber als Psychotherapeuten nicht mehr zugelassen und damit auch nicht von den Krankenkassen anerkannt. Die Einschränkung auf Mediziner und Psychologen verschärfe somit die Unterversorgung. (bs)

Quelle: Netdoktor.de vom 20.10.2001

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